Leben nach dem Tod

Leben nach dem Tod

„Wenn ihr ein Spiegelglas zerbrecht, auf das die Sonne schien, so ist das Glas zerbrochen, die Sonne aber scheint noch immer. Wenn ein Käfig, in dem ein Vogel ist, zerstört wird, bleibt der Vogel unverletzt….Das gleiche gilt für die Seele des Menschen. Wenn auch der Tod seinen Körper zerstört, so hat er doch keine Macht über seine Seele, die ewig, dauernd und frei von Geburt und Tod ist.“

(‚Abdu’l-Bahá, Ansprachen in Paris, 20:11)

Bahá’u’lláh lehrt, dass die Seele unsterblich ist. Sie befindet sich auf einer ewigen Reise durch die Welten Gottes. Im Augenblick der Zeugung erscheint die Seele im Ungeborenen und erhält so ihre Individualität. Während einer gesunden Schwangerschaft entwickelt der kindliche Körper alle Voraussetzungen für das irdische Leben. Im Mutterleib erscheinen Augen oder Lungen noch sinnlos, Arme und Beine sind unnütz und platzraubend; doch nach der Geburt in das körperliche Dasein braucht der Mensch all diese Körperteile.

Nach den Bahá’í-Lehren erfüllt das körperliche Erdenleben für die Seele eine vergleichbare Funktion, wie die Schwangerschaft für den ungeborenen Körper: So, wie im Mutterleib körperliche Organe wachsen müssen, damit der Mensch für das irdische Leben gerüstet ist, so muss die Seele während dieses irdischen Lebens geistige Eigenschaften entwickeln, um nach ihrer Geburt in die geistige Welt „lebenstauglich“ zu sein.

„Auf dieser Welt muß sich der Mensch daher für das jenseitige Leben vorbereiten…

Was braucht er in dem Reich, das jenseits …der Beschränkungen dieser sterblichen Welt liegt? Die jenseitige Welt ist eine Welt der Heiligkeit und des Strahlens; daher muß er diese göttlichen Eigenschaften in der irdischen Welt erwerben. Jene Welt erfordert Geistigkeit, Glaube, Zuversicht, das Wissen um Gott und die Liebe zu Ihm. Dies muß er hier erwerben, so daß er nach seinem Aufstieg vom irdischen zum himmlischen Reich alles bereit findet, was er im ewigen Leben braucht.“

(‚Abdu’l-Bahá, Göttliche Lebenskunst, 8:1)

Die Bahá’í-Lehren geben unzählige ebenso konkrete wie mystische Hinweise, wie der Mensch die Entwicklung seiner Seele fördern kann; gelebte Nächstenliebe ist eine der vielen Möglichkeiten.

Eine Seele, die sich so entwickelt, erwartet unbeschreibliche Freude:

„Wisse wahrlich, daß die Seele des Menschen, wenn sie auf den Wegen Gottes gewandelt ist, gewiß zurückkehrt und zur Herrlichkeit des Geliebten versammelt wird. Bei der Gerechtigkeit Gottes! Sie wird eine Stufe erreichen, die keine Feder beschreiben, keine Zunge schildern kann. Die Seele, die der Sache Gottes treu bleibt und unbeirrbar Seinem Pfade folgt, wird nach ihrem Aufstieg solche Kraft besitzen, daß alle Welten, die der Allmächtige erschaffen hat, durch sie gefördert werden können. Eine solche Seele sorgt auf Geheiß des wahren Königs und göttlichen Erziehers für den reinen Sauerteig, der die Welt des Seins durchdringt und jene Kraft spendet, durch welche die Künste und Wunderwerke der Welt offenbar werden. Bedenke, wie das Mehl den Sauerteig braucht, damit er es durchsetzt. Diese Seelen, die Sinnbilder der Loslösung, sind der Sauerteig der Welt.“

(Bahá’u’lláh, Ährenlese, 82:7)

Viele Menschen fragen sich, wie es um ihre eigene Individualität bestellt sein wird, ob sie ihre Lieben wiedersehen werden, ob es ,“Himmel“ oder „Hölle“ gibt oder warum auch junge Menschen manchmal sterben müssen. Die Bahá’í-Schriften gehen auf diese und viele andere Fragen rund um das Thema „Leben nach dem Tod“ sehr genau ein.